Skulpturen

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Noch dazu Werke, auf die man sich auf den ersten Blick vielleicht keinen Reim machen kann oder die gar Abwehrreaktionen auslösen

„Lustvolle Suche nach dem Verborgenen“ - Skulpturenradweg | Skulpturen am Radweg - Kunst in der Landschaft

„Lustvolle Suche nach dem Verborgenen“

In Aktion: Bildhauer Shimokawa möchte es Besuchern „seiner“ Skulptur ermöglichen, zu Schaufel, Spaten und Bürste zu greifen und diesen 16 Tonnen schweren Granitstein, der zurzeit noch „offen“ liegt, wie bei einer Ausgrabung freizulegen. Gespannt ist er auf die Reaktion der Zaungäste – und deren „Vorstellung der skulpturalen Form und Masse unter der Erde“. 15.11.2018 | Skulpturenradweg: 77 Kilometer lange Strecke erhält Zuwachs / FN trafen Bildhauer Shimokawa, der gestern zwischen Bofsheim und Rosenberg an seinem „Werk“, einem 16-Tonnen-Granitstein, „feilte“

Der Skulpturenradweg, der auf 77 Kilometern Kunst und Erholung vereint, erfährt zwölf Jahre nach seiner Eröffnung eine Erweiterung: Sieben neue Kunstwerke kommen nach und nach hinzu – und ergänzen die bisher aufgestellten 18 Skulpturen. Jeweils eines erhalten die Kommunen Adelsheim, Osterburken, Ravenstein, Rosenberg und Seckach. Zwei Skulpturen werden auf Gemarkung der Stadt Buchen zu bestaunen sein, die neu an den Weg angebunden wird. Gestern Vormittag besuchten die
FN das „Werk“ von Shinroku Shimokawa, das seit wenigen Tagen zwischen Bofsheim und Rosenberg bestaunt werden kann. Dabei kamen sie mit dem Künstler und Bildhauer ins Gespräch, der mit Schaufel und Spaten „bewaffnet“ fleißig bei der Arbeit war.

Entscheidung fiel im Februar

Eine Fachjury hatte zu Jahresbeginn aus 14 Gestaltungsvorschlägen von Kunststudenten der Staatlichen Akademien der Bildenden Künste Stuttgart, Karlsruhe und Nürnberg sieben Werke ausgewählt, die entlang des Skulpturenradwegs tatsächlich realisiert werden. Bei einem Vor-Ort-Termin erfuhren die FN damals von Seckachs Alt-Bürgermeister Ekkehard Brand, der das Projekt aus der Taufe gehoben hat, was sich die Beteiligten – darunter die Mitglieder des Zweckverbandes „Regionaler Industriepark Osterburken“ (kurz: RIO) von der Erweiterung erhoffen: den Erhalt beziehungsweise die Steigerung des Bekanntheitsgrades der Region.

Der in Japan geborene Shinroku Shimokawa war einer der sieben Gewinner des Wettbewerbs „Skulptur am Radweg – Kunst in der Landschaft“. Mit seiner Skulptur – einem etwa 16 Tonnen schweren und von ihm bearbeiteten Granitstein – will er „an einen Ausgrabungsprozess erinnern, der gedanklich oder aktiv vom Betrachter weiter vollzogen werden kann.“ „Die Form des Steins, der aus einem Steinbruch im hessischen Odenwald stammt, unterscheidet sich von einem Findling“, so der
Bildhauer, der hinzufügte: „Er wurde von mir bearbeitet, folgt jedoch keiner figürlichen Form, sondern weist lediglich Spuren einer menschlichen Bearbeitung auf. Die Formgebung erfolgte intuitiv, nach der Auswahl des Steins.“

Der Granitstein wurde Ende Oktober mit einem Tieflader an seinen Platz gebracht – und mit einem 70- Tonnen-Kran in das Loch (Durchmesser: etwa fünf Meter) gesetzt, das zuvor von Mitarbeitern des Bauhofs ausgehoben worden war, erklärte Shimokawa im FN-Gespräch. Der 39-jährige Bildhauer, der seit acht Jahren in Deutschland lebt, hat in Stuttgart studiert – und liebt seine kreative Arbeit, die ihm auch schon so manche Blase an den Händen eingebracht hat; gerade auch gestern, als er sich daran machte, „seinen Stein“ einzugraben. „Wenn alles fertig ist“ – die offizielle Einweihung der Skulptur ist für das Frühjahr 2019 geplant – „werden die Besucher des Skulpturenradwegs neben dem Granitstein einen kleinen Werkzeugstand finden, in dem Schaufeln, Spaten und Bürsten aufbewahrt werden.“ Der Besucher könne damit, wenn er Lust und Kraft verspüre, die Ausgrabung fortführen und einen weiteren Teil des Steines freilegen. „Bestandteil meiner Skulptur ist die Reaktion ihres Umfeldes auf sie. Sie wird auf ihrer Grabungsstätte zum Ereignis“, so der Künstler, der betont, dass sein „Werk“ keine präzise Forschungsausgrabung darstellen solle, sondern „eine lustvolle Suche nach dem Verborgenen“. Entscheidend sei nicht, ob die Besucher die Ausgrabung fortführen, „sondern die Vorstellung der skulpturalen Form und Masse unter der Erde.“

Wer sich für die Arbeit des Bildhauers Shimokawa interessiert, findet Näheres unter www.shinrokushimokawa.com.

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