Skulpturen

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Kunst in der Natur

Noch dazu Werke, auf die man sich auf den ersten Blick vielleicht keinen Reim machen kann oder die gar Abwehrreaktionen auslösen

 Zusammen mit der Umweltakademie Baden-Württemberg der Natur auf der Spur | Folge 7 bis 9 - Skulpturenradweg | Skulpturen am Radweg - Kunst in der Landschaft

Zusammen mit der Umweltakademie Baden-Württemberg der Natur auf der Spur | Folge 7 bis 9

Im Mai grünen und blühen allerlei Arten am Wegesrand von Wald, Feld und Flur, die entdeckt werden können. Das Naturerlebnis ist in den Zeiten der Corona-Pandemie ein noch wichtigeres Bedürfnis sehr vieler Menschen, die sonst etliche Stunden des Tages in den eigenen vier Wänden verbringen.

Immer mit Blick auf die geltenden Kontaktbeschränkungen und mit Rücksicht auf die Natur, kann diesem so drängendem Natur-Bedürfnis nachgegangen werden. Nachdem in der letzten Woche die Arten Aurorafalter, Gartenrotschwanz und das Hirtentäschelkraut durch die Umweltakademie vorgestellt wurden, folgen nun Artenportraits und neue Geschichten über die Erdhummel, den Holunder und die Blindschleiche.

Wichtig! Es ist die Zeit des Aufwuchses. Bleiben Sie daher auf den Wegen. Die Natur benötigt Ruhe und Schutz. Verhalten Sie sich den Corona-Kontaktbeschränkungen entsprechend, so kann alleine, in angemessenem Abstand zu zweit oder im engen Familienkreis die Natur erlebt werden.

ErdhummelFolge 7: Bedrohte Brummer

Man kommt nicht herum sich zu fragen, wie diese flauschigen und dicklichen Tiere überhaupt in der Lage sind zu fliegen, doch sind Hummeln alles andere als plump. Sie verfügen über einen ausgeklügelten Flugmechanismus, können mit ihrem Körper durch Stoffwechselprozesse Wärme für ihr Nest erzeugen und leben in sozialen Staaten. Bereits im März sieht man die Königinnen der dunklen Erdhummel (Bombus terrestris) auf der Suche nach zuckerhaltiger Nahrung und einer geeigneten neuen Brutstätte umherfliegen. Nachdem sie den Winter in Erdhöhlen, z.B. verlassenen Mäusenestern, verbracht hat, benötigt sie für ihre erste Aufzucht den Nektar mehrerer tausend Blüten. Sie sammelt den Nektar von vielen verschiedenen Pflanzen wie von diversen Kleearten und anderen Schmetterlingsblütlern, Distelarten und auch von Kulturpflanzen wie dem Apfel. Auch die dunkle Erdhummel gehört wie alle Hummelarten zu den Wildbienen und verrichtet als Bestäuber vieler Pflanzenarten eine wichtige Aufgabe im Naturkreislauf. Die schwarze Hummel mit ihren charakteristischen zwei gelben Querbinden und dem weißen Hinterleib ist zwar die häufigste Hummelart in Deutschland, aber auch ihre Population geht stetig zurück. Neben dem fehlenden Nahrungsangebot und dem übermäßigen Pestizideinsatz in der modernen Landwirtschaft, setzt den pelzigen Tieren auch der Klimawandel zu. Dieser hat einen Einfluss auf den Rückgang von Hummelpopulationen, da die Populationen dort verschwinden, wo die Temperatur steigt. Mehr als die Hälfte der 30 in Deutschland beheimateten Hummelarten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Tipp: Zum Schutz der Hummeln sollten Areale, in welchen sich natürliche Niststätten wie Böschungen, Bruchsteinmauern sowie verlassene Maus- oder Baumhöhlen befinden können, erhalten werden. Beim Fehlen natürlicher Nistmöglichkeiten kann die Natur nachgeahmt werden, indem ein künstlicher Hummelkasten im, auf oder über dem Boden bereitgestellt wird. Zusätzlich brauchen besonders die Hummelköniginnen im Frühjahr ein reiches Nahrungsangebot, welches durch eine angelegte Wildblumenwiese – mit Rotklee, Wiesensalbei und Herbstzeitlose – in der Nähe erreicht werden kann.

HolunderblütenFolge 8: Wunderpflanze Holunder

Ob als Saft, Likör oder Gelee, ob Holunderblüten-Sekt oder frittierte Holunderblüten – der Holunder hat den Weg in deutsche Küchen gefunden. Zu Recht: Er ist nicht nur ein kulinarisches Multitalent, sondern auch ein guter
Vitamin C- und Kalium-Lieferant. Es sind jedoch nicht die Früchte, die das holunder-typische, süßliche Aroma entfalten, sondern die Holunderblüten. Diese blühen jetzt im Frühjahr und sind eine bedeutende Nahrungsgrundlage für viele Insekten wie Schwebfliegen und Schmetterlinge. Zuhause ist der Holunder in ganz Europa, bis in die kalten Regionen Westsibiriens und nach Nordafrika. Er gilt als besonders robust, anspruchslos, frosthart und gedeiht auch im Halbschatten. Der Strauch verbreitet sich über seine schwarzen Früchte – die Holunderbeeren entwickeln sich im Sommer und reifen bis in den September hinein. Für den Transport der Früchte und der Ausbreitung des Holunders sind dabei meist Vögel wie Amseln, Drosseln oder Mönchsgrasmücken zuständig, aber auch Säugetiere und Menschen. Auch wenn der Holunder vergessen schien, hat der Strauch in den Küchen der Menschen eine lange Tradition. Denn schon in der Steinzeit dienten Holunderbeeren als Nahrungsmittel. Aber das ist noch nicht alles: Im alten Griechenland (ca. 500 v. Chr.) wurde der Holunder auch als Medizin eingesetzt. Er soll sowohl bei Verstopfung als auch bei Wassersucht und Menstruationsbeschwerden Wunder gewirkt haben. Bis heute trinken viele bei Erkältungen Holunderblütentee. Es wird sogar behauptet, dass die Wunderpflanze die Erkältungsdauer von fünf Tagen auf zwei bis drei Tage verkürzen kann. Je nach Quelle wird der Holunder verschiedenen Göttinnen der Germanen, Kelten und Normannen zugeschrieben u.a. Frija, Holla oder Holder. Alle diesen Vergleichen ist gemein, dass die jeweilige Schutzgöttin im Holderstrauch „lebt“ und Familie, Häuser und Scheunen beschützt, indem sie Krankheit, Hexen oder Feuer fernhält. Auch das bekannte Märchen „Frau Holle“ wird eng mit dem Holunder verbunden. Die enorme Wertschätzung des Holunders sollten wir in Anbetracht des Insektensterbens weiter unterstreichen und den Anblick der wunderbar flockigen Dolden im Frühjahr besonders genießen.

Tipp: Wussten Sie, dass die Germanen glaubten, dass die schützende Hausgöttin „Holle“ in einem Holunderstrauch lebt und es darum verboten war, Holunder zu stutzen oder gar zu fällen? Nutzen wir diese schöne Anekdote um den Holunder auch heute zu schützen und ihn an Wegrändern aller Art wachsen und gedeihen zu sehen.

BlindschleicheFolge 9: Harmlose Schleicher am Wegesrand

Die junge Blindschleiche ist früh „auf den Beinen“. Wenn sie doch nur Beine hätte. Ihre Vorfahren besaßen diese noch vor Millionen von Jahren. Im Laufe der Jahrmillionen hat sich die Blindschleiche ihrer Umgebung angepasst und die Beine zurückgebildet. Sie zählt daher zu den Echsen und nicht zu den Schlangen, wie irrtümlicherweise oft ange-nommen wird. Dazu fehlt ihr die starke Muskulatur und auch die Wirbelsäule ist weniger beweglich als bei einer Schlange. Dadurch bewegt sich das bis maximal 50 cm lange Reptil nur langsam durch schlängelnde Bewegungen vorwärts. Auch blind ist die Blindschleiche keineswegs. Ganz im Gegenteil: sie hat wunderschöne Augen mit einer goldgelben bis rotgoldenen Iris. Im Gegensatz zu den Schlangen kann die Eidechsenverwandte ihre Augen sogar mit Lidern verschließen. Die Blindschleiche findet sich in fast allen Landschaftstypen zurecht. Sie besiedelt Steinriegel, Trockenmauern, an Weinberge grenzende Böschungen, Hecken und Waldränder. Da sie sich nicht besonders gut gegen Feinde zur Wehr setzen kann, setzt sie auf Tarnung und ein Leben im Verborgenen. Tagsüber sieht man sie selten. Nur früh am Morgen oder in der Abenddämmerung, wenn sie auf der Jagd nach Regenwürmern, Nacktschnecken, Ameisen und kleinen Gliedertieren ist, kann man sie mit etwas Glück entdecken. Nachts ruht sie. Die Körpertemperatur des wechselwarmen Tieres sinkt entsprechend der Umgebungstemperatur, sodass sie fast unbeweglich wird. Daher muss sie sich gut verstecken, damit ihre Feinde sie in dieser hilflosen Phase nicht finden.

Tipp: Blindschleichen wärmen sich gerne früh morgens auf dem Asphalt. Damit sie nicht zertreten werden, kann die Blindschleiche vorsichtig in eine nahelie-gende Wiese umgesetzt werden. Auf den Schwanz muss dabei besonders aufgepasst werden, da er leicht abbricht – eine Schutzeinrichtung, welche die in Gefahr geratene Blindschleiche oftmals nutzt, um Fraßfeinde wie Krähe, Marder oder Iltis davon abzuhalten, sie zu fressen.